Wir begrüßen Sophie Sames von der Caligari Filmbühne in Wiesbaden während eines Präsenzseminars zur Kauffrau für Filmtheatermanagement in Wuppertal und reden mit ihr über ihren bisherigen Werdegang und ihre aktuelle Weiterbildung in der Kinobranche.
Stell dich doch kurz vor und sag uns, was du mit Kino zu tun hast.
Hi, ich bin Sophie und ich arbeite aktuell in der Caligari Filmbühne in Wiesbaden und ich mache da die Technik, den Einlass und führe die Filme vor.
Wie sah dein Berufsweg bis hierhin aus? Was hast du gelernt und wie bist du zum Kino gekommen?
Ich habe noch vor meinem Studium angefangen im Kino zu arbeiten, das war damals in Darmstadt bei Kinopolis. Das habe ich so lange gemacht, bis ich für mein Soziologie Studium nach Mainz gezogen bin und habe auch da direkt wieder im Kino angefangen, weil ich mir auch nichts anderes vorstellen konnte. Dann habe ich da in einem relativ kleinen Betrieb, in den Programmkinos Capitol und Palatin, gearbeitet, aber die mussten jetzt leider schließen, weil das Gebäude gekauft wurde. Die Arbeit im Kino hat mir sehr viel gegeben.
Was begeistert dich so an der Arbeit im Kino?
Dass man selbst mehr Bezug zu dem ganzen Filmischen bekommt, auch wenn man vorher nicht wirklich etwas in der Richtung gelernt hat. Dadurch, dass man selbst Sondervorstellungen begleitet, im Kino von Filmen umgeben ist und auch Rückmeldung von Gästen zu den Filmen bekommt, kann man sich da reinfuchsen. Das mag ich gerne und dass man auch mehr die Gelegenheit hat, Filme zu gucken. Ich finde es auch immer schön zu sehen, wie unterschiedlich das Publikum, auch teilweise bei ein und demselben Film, ist.
Was war denn bisher dein schönster Moment in deiner Kinokarriere?
Ich glaube, ein spezifisches schönes Erlebnis könnt ich jetzt nicht benennen. Ich würde sagen, der Kontakt mit den Stammkunden ist für mich am schönsten. Gerade in den Programmkinos, in denen ich bisher gearbeitet habe, sind Stammkunden ein großes Thema. Wir haben gerade im Caligari sehr viele ältere Damen, die wirklich mehrmals die Woche ins Kino kommen und sich an einem Tag schon für den ganzen Monat die Tickets kaufen und die sind immer so begeistert. Darüber erzählen sie dann immer „den muss ich noch schauen und den habe ich schon gesehen“ und das freut mich immer voll. Ich finde es einfach schön zu sehen, wie begeistert die Leute selbst sind.
Dein Job hat also sehr viel mit der Interaktion mit Menschen zu tun und gleichzeitig aber auch mit Film und Eventorganisation?
Ja, total. Vor allem, weil ich viel im Service bin und damit direkt in der Kundeninteraktion. Das macht schon viel Spaß. Und ja, Eventorganisation auch. Gerade in Programmkinos haben wir öfter Sonderveranstaltungen mit Gästen und das finde ich auch immer sehr cool, weil man da auch Leute vom Filmteam kennenlernt, die man sonst so nicht kennenlernen würde.
Gibt es denn auch Tage wo du sagst: “Da hätte ich jetzt auch gut drauf verzichten können”?
Ja klar, aber ich glaube, das trifft auf fast alles zu, wo man viel mit Kund*innen zu tun hat. Wenn sehr viel los ist, hilft auch die beste Organisation und Planung manchmal nicht und die Leute sind trotzdem unglaublich genervt und lassen das dann am Personal aus. Das ist schon sehr anstrengend. Auch wenn doch mal die Technik ausfällt, schieben es manche Leute dann auf die Mitarbeitenden, die eigentlich nichts dafür können. Das sind dann schon manchmal Momente, wo man sich fragt: „Warum mache ich das?“ Aber ich würde es trotzdem immer wieder und immer weiter machen und ich werde es auch künftig immer weiter machen, weil es einfach genau meins ist.
Warum hast du dich dafür entschieden, die Weiterbildung zur Kauffrau für Filmtheatermanagement zu machen?
Wie schon erwähnt, habe ich eigentlich ganz was anderes studiert, aber meine Nebenjobs waren immer im Kino. Ich bin von meinem Umfeld immer wieder gefragt wurden, „was machst du jetzt mit deinem Studium?“ und dann ist mir halt irgendwann aufgefallen, dass ich eigentlich im Kinobereich bleiben möchte, weil ich da immer wieder hin zurückgekommen bin. Ich dachte mir, dass diese Fortbildung ein guter Weg ist, mein Studium und meine Kinoerfahrung zu ergänzen, sodass ich jetzt nicht noch mal komplett neu eine Ausbildung anfange.
Dein Studium aus einem ganz anderen Bereich, lässt sich also super mit deiner Arbeit im Kino kombinieren?
Ja, würde ich schon sagen. Ich hab tatsächlich auch 2 Semester Filmwissenschaften studiert. Mit Soziologie gehen auch viele Studierende zum Beispiel in Jobs im Bereich HR, Personalwesen oder ähnliches, und das ist ja auch was, das Kinorelevant ist. Ich bereue das Studium auch nicht, aber trotzdem finde ich es gut, dass ich jetzt so ein bisschen gemerkt habe, in welche Richtung ich eigentlich langfristig gehen möchte.
Konntest du von den Inhalten der Weiterbildung schon einiges in der Praxis anwenden?
Tatsächlich so ein bisschen. Aktuell bin ich noch viel im Service und an der Kasse und hab da jetzt noch nicht wirklich eine leitende Position, aber aus diesen Coaching Seminaren, die wir hatten, konnte ich schon viel mitnehmen. In manche Situationen, in denen man eben nicht so genau weiß, wie man damit umgehen soll, fühle ich mich jetzt sicherer. Zum Beispiel wenn sich irgendwelche Leute über andere Kund*innen im Saal beschweren, was man dann tut. Dafür wurde ich ein bisschen sensibilisiert, das hat mir jetzt schon geholfen.
Mit welchen 3 Eigenschaften würdest du sagen, bist du perfekt für die Arbeit im Kino?
Einfach die Leidenschaft für Filme, so dass mir das nicht egal ist, um was es da geht.
Was auch wichtig ist, dass ich zeitlich flexibel sein kann und dass es mir persönlich auch nicht wirklich was ausmacht, spät oder am Wochenende zu arbeiten. Das muss man mitbringen in der Branche.
Gibt es eine Filmfigur, mit der du dich am meisten identifizieren kannst?
Ja, ich glaube, das wäre Ladybird aus Ladybird.
Welchen Song sollten wir zu einer Kinomenschen Playlist hinzufügen, der für dich stehen könnte?
Primetime von Brauer und MXM. Es ist Hip-Hop, was ich selbst gerne höre und der Song ist eigentlich komplett nur Filmtitel runtergerappt und hat sonst keinen Inhalt. Den finde ich super.